Herr Nasko, als Sie Ihre Karriere als Assistent des Forschungs-Chefs bei der Elektrofirma AEG/Telefunken antraten, was war damals das heißeste Thema?
Mein Chef war für die gesamte Forschung und Entwicklung des Konzerns verantwortlich und dementsprechend breit war auch mein Aufgabengebiet. Aber das heißeste Thema für mich war damals schon die Digitalisierung.
Future Skills
„Die digitale Zukunft Deutschlands hängt von der Ausbildung unseres Nachwuchses ab“

„Die großen Firmen sind oftmals zu sehr mit dem Tagesgeschäft beschäftigt, weshalb die wirklichen Innovationen oft von den kleinen und neuen Unternehmen kommen.“


Sie haben damals hautnah mitbekommen, wie die deutsche Computerindustrie den Anschluss verlor. Woran lag’s?
Der Erfinder Konrad Zuse und auch die Firma Nixdorf Computer waren zwar prominente Beispiele für die deutsche Technologieentwicklung, aber wir haben schon befürchtet, dass wir im Massenmarkt keine Chance gegen die amerikanischen Großkonzerne haben würden. Die Offenlegung der Schnittstellen bewirkte einen Preisverfall bei den Computern, der die gesamte Branche überrascht hat. Dieser Preisverfall wurde verstärkt durch den Siegeszug des PCs, und den überstanden weder Nixdorf ohne Partner noch viele andere Unternehmen. Etliche Firmen sind damals vom Markt verschwunden.
Werden wir ganz konkret: Was wünschen Sie sich für Deutschland?
Die Hochschulen haben durch die verschiedenen Exzellenzinitiativen und die große finanzielle Unterstützung durch den Staat schon enorm aufgeholt in Forschung und Entwicklung. Die Hochschulen sind wirklich viel besser geworden, als sie einmal waren, und spielen zusammen mit der Max-Planck-Gesellschaft, mit Helmholtz und Fraunhofer eine wichtige Rolle. Meine Hoffnung ist, dass das auch auf die Schulen ausstrahlt. Dort muss die Digitalisierung eine stärkere Beachtung finden. Es hilft ja nichts, wenn man ein Handy oder Tablet nur bedienen kann. Um es ganz klar zu sagen: Es ist eine Katastrophe, dass bei uns in den Schulen selbst in höheren Klassen der Gymnasien erst zögerlich Informatik angeboten wird. Andere Länder fangen schon im Kindergarten damit an, die Digitalisierung zu vermitteln. Der Erfolg von Deutschland in der digitalen Zukunft hängt nicht zuletzt von der Ausbildung unseres Nachwuchses auf diesem Gebiet ab. Da hoffe ich auch in Deutschland auf Impulse.
„Es ist eine Katastrophe, dass bei uns in den Schulen selbst in höheren Klassen der Gymnasien erst zögerlich Informatik angeboten wird. Andere Länder fangen schon im Kindergarten damit an, die Digitalisierung zu vermitteln. “

Ist das eine Rolle für die Heinz Nixdorf Stiftung, deren stellvertretender Vorsitzender Sie sind?
Wir kümmern uns nach unserer Satzung um die Digitalisierung, aber auch um Bildung, Medizin, Sport und gesellschaftliche Fragen. Aber wir können nur Impulsgeber sein, Anregungen vermitteln – und natürlich nicht die zuständigen Akteure ersetzen.
Welche Bedeutung hat für Sie die Partnerschaft mit dem Stifterverband?
Die Heinz Nixdorf Stiftung ist keine operative Stiftung; wir wählen Projekte aus, die wir finanziell unterstützen. Für die Durchführung aber sind wir auf Partnerschaften angewiesen, und genau dafür arbeiten wir seit vielen Jahren sehr eng mit dem Stifterverband zusammen. Er ist wegen der Breite seiner Erfahrungen und seines Fokus auf den Bildungsbereich ein idealer Partner für uns.
Dass der technologische Wandel seit dem Beginn Ihrer Karriere so rasant voranschreitet – flößt Ihnen das Angst ein oder sehen Sie das eher als Verheißung?
(lacht) Ich beobachte die Entwicklung sehr fasziniert. Man könnte sich sorgen, dass Arbeitsplätze verloren gehen und zum Beispiel die künstliche Intelligenz die gesellschaftliche Struktur verändern wird. Aber diese Befürchtungen gab es auch bei der Industrialisierung, bei der Einführung der Dampfmaschine, bei der Elektrizität und weiteren Meilensteinen. Natürlich hatten diese Entwicklungen allesamt ihre Auswirkungen – aber es entstehen zugleich neue Firmen, es tauchen völlig neue Möglichkeiten auf. Diesen Prozess hat es in der Geschichte schon oft gegeben und die Befürchtungen haben sich nie bewahrheitet. Ganz eindeutig: Es überwiegt bei mir die Faszination.

Richard Merton-Ehrennadel an Horst Nasko
Die Richard-Merton-Ehrennadel ist die höchste Auszeichnung des Stifterverbandes. Sie wird an Persönlichkeiten verliehen, die durch ihr außergewöhnliches Engagement zur Verwirklichung der Ziele und Aufgaben des Stifterverbandes beigetragen haben. 2021 geht sie an Horst Nasko für sein langjähriges Engagement als stellvertretender Vorsitzender der Heinz Nixdorf Stiftung. Der Stifterverband und die Heinz Nixdorf Stiftung sind seit vielen Jahren partnerschaftlich verbunden. Gemeinsam haben sie zahlreiche Programme, Publikationen und Veranstaltungen umgesetzt, allen voran das Forum Hochschulräte und die Initiative Future Skills, die die Bedingungen für den Erwerb digitaler und weiterer zukünftig relevanter Kompetenzen fördert.
